Zenita’s Universe. Anleitung zum Glücklichsein

von Clarissa Mayer-Heinisch

Zeichnungen, Texte, Collagen, Objekte oder Rauminstallationen mit philosophischen, und manchmal auch rätselhaften Inhalten, sind die Werksprache der polyglotten Zenita Komad. Sie hat sich ihr eigenes Universum geschaffen und namhafte Galerien von Krinzinger in Wien bis zu Bourouina in Berlin oder „The Essential Collection“ in Zürich beweisen, dass ihre Werke nicht unentdeckt geblieben sind.

Der weitläufige Wiener Prater mit seinen Kastanienalleen ist seit Kurzem das künstlerische Zuhause der jungen Österreicherin. Im Südtrakt der Weltausstellungsvilla, die Kaiser Franz Joseph zur Präsentation von Reiterporträts und Ähnlichem 1873 erbauen ließ, hat Zenita Komad ihr Refugium. Ein inspirierendes Umfeld von Künstlern wie Hans Kuppelwieser, Claudia Märzendorfer oder Judith Fegerl und ein kreatives Durcheinander von Bildern an den Wänden, von Materialstößen am Boden und von Zeichenblättern am Arbeitstisch, bilden den Kosmos für Zenitas Gedankenwelt. „Art is a doctor“ ist das allumspannende Motto, unter dem sich ihre Werke entwickeln.

Danielle Spera, die neue Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, ist eine von Komads großen Sammlerinnen. Sie bat die Künstlerin im letzten Herbst für das Museum am Judenplatz eine neue Ausstellungsserie zu beginnen und was Zenita Komad unter dem Titel „Spirituality is not Shopping“ viele Monate lang zeigt, ist eine interaktive Show, die zum Denken und Empfinden verführt. Es ist ein Spiel der Zahlen, der Worte und Bilder, die als Frage- und Antwortparcours in die Welt der Orakel eintauchen lässt. „Die Auseinandersetzung mit Spiritualität ist Heilung“, sagt Zenita Komad und manifestiert das mit einer Rauminstallation aus Schnüren und Feldern, die genauen Regeln folgt, ergänzt durch etliche Zeichnungen und Collagen, die als „Transmitter“ fungieren.

Für Zenita Komad hat das künstlerische Leben schon sehr früh begonnen. 1980 als Tochter einer bosnischen Opernsängerin in Klagenfurt geboren, war ihr die Schule bald zu wenig Herausforderung und sie beschloss nach Wien zu gehen. Die Aufnahmsprüfung an der Angewandten war geschafft und sie konnte schon mit sechzehn Jahren bei Marko Japelj mit Bühnenbild beginnen. Später wechselte Zenita Komad an die Akademie der bildenden Künste, wo sie in Franz Grafs Meisterklasse ihren Abschluss machte. Galeristin Ursula Krinzinger wurde schon damals auf die junge Kärntnerin aufmerksam, und mit ihrer ersten Ausstellung „Mir träumte ich bin der liebe Gott“ war der künstlerische Aufstieg nicht mehr aufzuhalten.

Ein Jahr in Los Angeles, eines in Bamberg, ein paar Monate in China, in Indien, in Frankreich und Russland: Zenita Komad ergriff jede Chance, ließ sich vom jeweiligen Umfeld inspirieren und machte aus all dem Kunst. Im Stoffbilder-Zyklus „Back to the roots“ thematisiert Komad auf 150 &multiply; 110 cm großen Leinwänden die Wurzeln und mit dem „Nabel der Welt“ machte sie ebenfalls schon 2007 Furore. „When heaven kisses earth“, eine eindrucksvolle Rauminstallation, die mit den 64 Deutungen des chinesischen Orakels „i-ging“ zu tun hat, ist während des Aufenthalts in China entstanden. 64m2 Raum waren in Peking dafür zur Verfügung und das ist nur einer der sich immer wieder findenden Zufälle oder Bestimmungen im Leben der Zenita Komad.

„Eternally I am your yes“, ein Labyrinth nach dem bekannten Nietzsche-Zitat, war das Resultat des Indientrips, und „ich verzeih mir“, aus dem Werkzyklus der Sandbilder hat eine abenteuerliche Geschichte hinter sich: Beim Transport des Werkes von Köln zurück nach Wien wurde es beschädigt. Zenita Komad machte damals aus der Not eine Tugend. Die „Verletzung“ wurde rot markiert, durch einen Altar ergänzt und mit dem Titel „ich verzeihe mir und allen anderen“ als neues Werk geschaffen. Im Minoritenkloster in Graz ist es seitdem als Bestandteil der permanenten Sammlung zu sehen.

Der Prozess ist es, der Zenita Komad interessiert. Von der Meditation zur Wahrnehmung, von der Energie, die fließt, und vom Denken zum Handeln. Die Gedankenkontrolle ist ein wichtiger Aspekt und es geht Komad immer um existenzielle Fragen, die durch ihre Arbeiten gestellt und im besten Fall beantwortet werden. „Ich vertraue darauf, dass immer das Richtige kommt, und meistens ist es etwas, das mich selbst erstaunt“, erzählt die Künstlerin, wenn sie an die Herausforderungen neuer Aufträge denkt. Allein in den nächsten Monaten soll ein Werkzyklus entstehen, der in Berlin und Wien zu sehen sein wird.

Auch ihr Markenzeichen hat sich immer wieder transformiert. War es „Zenita City“ zu einem Zeitpunkt, als sie einsam in Bamberg saß, und hoffte, dass ein Schwan ihr Freunde vorbei schicken würde, dann „Zenita Galaxy“, „Zenita Universe“ , so ist es jetzt „Extended Universe“, wie sie ihren Kosmos momentan bezeichnet.

Gut vernetzt mit Kunstkollegen, Philosophen, Heilern, Meistern, Rabbis, Altwarenhändlern oder auch Handwerkern, entwickelt sie sich immer weiter und ist glücklich. „Freude ist letzten Endes das Wichtigste“, meint sie. Erst kürzlich hat sie bei einem Altwarenhändler einen riesigen Vogelkäfig aus Holz und Schmiedeeisen aus dem 18. Jahrhundert erstanden. Der Neonschriftzug „EGO“ hinter den Gitterstäben wird seine Betrachter sicherlich zum Nachdenken anregen.